Vision11, der Grüffelo und unser Nachhaltigkeitsbericht: Warum wir uns bilanzieren ließen
Seit Dezember 2022 darf sich Vision11 als gemeinwohlbilanziertes Unternehmen bezeichnen. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir jetzt erstmal die Beine hochlegen: Wir arbeiten bereits fleißig an der Umsetzung unserer in der Bilanz identifizierten Verbesserungspotenziale.
Doch warum macht ein Nachhaltigkeitsbericht für ein IT-Dienstleistungsunternehmen überhaupt Sinn? Aufschluss gibt uns einer, der das Ganze nicht nur durch die Corporate-Social-Responsibility-Brille, sondern auch mit Unternehmeraugen sieht: Stefan Aumüller (Geschäftsführer Vision11 & CSR-Teammitglied).
Mit Nachhaltigkeitsberichten ist das so eine Sache. Durch viele Regularien und Standards werden Daten zur Nachhaltigkeit systemisch erfasst, Ist-Zustände von Unternehmen analysiert und Maßnahmen präsentiert. Dennoch drängt sich manchmal der Eindruck auf, das alles wäre mehr „Schein als Sein“.
Betrachtet man die klassischen Gründe für die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts, dann gibt es für ein Unternehmen wie Vision11 erstmal wenig Argumente, sich ernsthaft damit zu beschäftigen. Denn wir sind:
- weder rechtlich dazu verpflichtet (Stichwort Lieferkettensorgfaltsgesetz),
- noch haben wir als Dienstleistungsunternehmen mit Rohstoffen oder ähnlichem zu tun
- und das öffentliche Interesse zu diesem Thema ist vor allem auf größere Unternehmen gerichtet.
Doch nun zum Grüffelo …
Warum haben wir uns dennoch entschieden, diesen Weg zu gehen? Und warum profitieren insbesondere unsere Mitarbeitenden und Kund:innen in der täglichen Projektarbeit davon? Vielleicht hat das ja etwas mit dem Grüffelo zu tun.
„Der Grüffelo“ ist ein bekanntes Kinderbuch. Es erzählt von einer Maus, die bei einem Spaziergang durch den Wald ein Ungeheuer namens „Grüffelo“ erfindet. Es soll ihr helfen, Fuchs, Eule und Schlange zu vertreiben. Doch dann begegnet die Maus dem von ihr erfundenen Grüffelo tatsächlich … Das Buch ist ein Lehrstück über die Unerschrockenheit und das Glück der Kleinen, wenn sie nur ihre Fantasie gebrauchen. Viel wichtiger ist aber: Es zeigt, dass wir uns erst einmal Bilder von Bedrohungen machen müssen, bevor wir ihnen entgegentreten können.
So wie im neuen Club-of-Rome-Bericht „Earth for All”. Darin werden aus einer Vielzahl möglicher Szenarien des Klimawandel zwei ausgewählt: „Too Little Too Late“ (zu wenig, zu spät) und „Giant Leap“ (Riesensprung). „Too Little Too Late“ zeigt, was passieren würde, wenn das aktuell vorherrschende Wirtschaftssystem wie bisher – oder nur mit kleinen Verbesserungen – weiterliefe. Der „Giant Leap“ dagegen steht für ein Szenario, in dem das aktuelle Wirtschaftssystem durch mutige und außerordentliche Veränderungen zum Aufbau einer resilienteren Gesellschaft umgestaltet wird.
So weit, so gut. Doch was hat das Ganze nun wirklich mit dem Grüffelo zu tun?
Bereit zum „Giant Leap“?
Der Bericht beschreibt neben den beiden Szenarien auch, was uns davon abhält, zum „Giant Leap“, also zum Riesensprung, anzusetzen:
„Denn die bedeutendste Herausforderung unserer Tage ist nicht der Klimawandel, der Verlust an Biodiversität oder Pandemien. Das bedeutendste Problem ist unsere kollektive Unfähigkeit, zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden… und dass wir angesichts der kollektiven Herausforderungen unfähig sind, zusammenzuarbeiten oder uns auch nur über Grundtatsachen zu verständigen.“
Wir können uns also noch nicht einmal auf die Bedrohung einigen. Anders gesagt: Wir schaffen es noch nicht einmal, uns das Ungeheuer, den Grüffelo, gemeinsam vorzustellen, sondern diskutieren nur darüber, wie er aussehen könnte.
Wir aber wollten weg vom Diskutieren und hin zum Handeln. Deshalb hat sich Vision11 entschieden, den Weg einer Bilanzierung durch die Gemeinwohl-Ökonomie zu gehen: Wir wollen Teil des „Giant Leap“ sein.
Doch die Bilanzierung macht für uns auch ganz konkreten, unternehmerischen Sinn. Werfen wir dazu einen Blick in die Zukunft:
Wir sind überzeugt, dass ökologische und soziale Aspekte auch in der Dienstleistungsbranche ein zunehmend zentrales Kaufkriterium sein werden – nicht nur aufgrund von Regularien wie dem Lieferkettengesetz, sondern auch als inhärentes Ziel einer Kaufentscheidung.
Darauf aufbauend erwarten wir die Bildung von Netzwerken von Unternehmen, die sich auf ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell verpflichten. Innerhalb dieser Unternehmensnetzwerke wird es ein transparenteres und faireres Wirtschaften geben. Soziale und ökologische Ziele sind hier den klassischen Zielen wie Maximierung von Nutzen oder Umsatz gleichgestellt.
Nachhaltigkeitbericht: auch ein Wettbewerbsvorteil
Mit der Bilanzierung durch die Gemeinwohl-Ökonomie schaffen wir uns also heute auch einen Wettbewerbsvorteil für morgen: IT-Dienstleister mit hoher Qualität gibt es viele. IT-Dienstleister mit hoher Qualität, guten Werten und transparenter Preisgestaltung gibt es nur wenige. Unsere Mitarbeitenden und Kund:innen profitieren auf diese Weise nicht nur im Umgang miteinander, sondern auch von langlebigen, nachhaltigen Kundenbeziehungen.
Damit verbunden ist letztlich auch die Einladung an alle Unternehmen, an diesem Wirtschaften der Zukunft mitzuarbeiten – und ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell unerschrocken, mutig und mit Fantasie aufzubauen.
Seit Dezember 2022 darf sich Vision11 als gemeinwohlbilanziertes Unternehmen bezeichnen. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir jetzt erstmal die Beine hochlegen: Wir arbeiten bereits fleißig an der Umsetzung unserer in der Bilanz identifizierten Verbesserungspotenziale.