Eigenentwickelte Tools zur Testautomatisierung: Einfach nur kostspielig oder wirklich sinnvoll?
Testautomatisierungs-Tools steigern die Effizienz des Testprozesses erheblich. Doch nicht alle Unternehmen können hier auf Standardlösungen zurückgreifen – insbesondere in stark regulierten Branchen wie Medizintechnik, Finanzwesen oder Luftfahrt. Denn dort gelten strenge Compliance-Vorgaben, die mit bereits existierenden Tools oft nur schwer umsetzbar sind.
Um in solchen Fällen die maximale Kontrolle über Funktionen, Daten und Integrationen sicherzustellen, können eigenentwickelte Testautomatisierungslösungen sinnvolle Alternativen bieten.
Doch während sich diese maßgeschneiderten Lösungen perfekt auf die spezifischen Anforderungen eines Unternehmens abgestimmt lassen, bringen sie auch hohe Entwicklungs- und Wartungskosten mit sich. Daher stellt sich die Frage: Wann lohnt sich die Eigenentwicklung wirklich? Und welche Vor- und Nachteile sind zu berücksichtigen?
Vorteile von Eigenentwicklungen zur Testautomatisierung
Maßgeschneidert
Da das Tool intern entwickelt wird, kann es exakt auf bestehende Entwicklungs- und Testprozesse zugeschnitten werden. Branchenspezifische Workflows, Sonderfälle oder Sicherheitsvorgaben lassen sich optimal umsetzen.
Skalierbar
Eigenentwickelte Tools können flexibel erweitert werden. So ist gewährleistet, dass sie auch künftig mit neuen Technologien, steigenden Testanforderungen oder regulatorischen Änderungen Schritt halten.
Unabhängig
Unternehmen sind hier nicht auf die Weiterentwicklungen oder sich verändernde Preismodelle durch externe Anbieter angewiesen. Sie behalten die volle Kontrolle über die Funktionen, die Integrationen und die langfristige Nutzung.
Nachteile von Eigenentwicklungen zur Testautomatisierung
Hoher Entwicklungsaufwand
Die Erstellung eines eigenen Testautomatisierungs-Tools erfordert erhebliche Investitionen hinsichtlich Zeit, Personal und Kosten. Bis ein voll funktionsfähiges System einsatzbereit ist, kann es Monate oder sogar Jahre dauern.
Kontinuierlicher Wartungsbedarf
Eigenentwickelte Tools müssen regelmäßig aktualisiert und an neue Technologien angepasst werden. Dies verursacht laufende Kosten und bindet interne Fachkapazitäten
Know-how erforderlich
Da weder externe Dokumentationen noch die Unterstützung durch eine Community existieren, müssen sich Teams intensiv mit der internen Lösung auseinandersetzen. Entsprechend länger gestaltet sich auch die Einarbeitungszeit für neue Mitarbeitende.
Fehlende KI-Funktionen
Moderne kommerzielle Tools bieten oft KI-gestützte Features wie selbstheilende Tests oder automatische Fehleranalyse. Diese müssten bei einer Eigenentwicklung von Grund auf programmiert oder separat integriert werden.
Beispiele für eigens entwickelte Tools
Die folgenden Beispiele zeigen, dass Eigenentwicklungen oft aus der Notwendigkeit heraus entstehen, bestehende Testtools zu verbessern oder sie an spezielle Unternehmensanforderungen anzupassen.
- Googles Espresso
Dieses Tool wurde ursprünglich als internes UI-Testframework für Android-Anwendungen konzipiert, um Entwickler:innen präzisere und stabilere Tests zu ermöglichen. Aufgrund der großen Nachfrage veröffentlichte es Google später als Open-Source-Projekt.
- Facebooks Jest
Facebook entwickelte dieses leistungsstarke JavaScript-Testframework für das Testen von React-Anwendungen. Es wurde zuerst intern genutzt, um den Entwicklungsprozess zu beschleunigen. Danach wurde auch dieses Tool der Community als Open-Source-Lösung zur Verfügung gestellt.
- Netflix Simian Army
Netflix führte diese Lösung ein, um die Resilienz seiner Cloud-Infrastruktur zu verbessern. Das Framework führt automatisierte Stresstests durch, indem es gezielt Instanzen abschaltet oder Fehler simuliert, um die Widerstandsfähigkeit des Systems zu testen.
- LinkedIn’s Test Automation Framework (LI-TAF)
Das Framework stellt eine skalierbare und zuverlässige Testautomatisierung für die umfangreiche Plattform von LinkedIn bereit. Es ermöglicht schnelle Testzyklen und eine hohe Testabdeckung.
Für wen sind Eigenentwicklungen sinnvoll?
Eigenentwickelte Tools eignen sich besonders für Unternehmen in stark regulierten Branchen wie Medizintechnik oder Finanzwesen. Denn in diesen Bereichen gelten strenge Compliance-Anforderungen, die Standardlösungen nicht immer erfüllen können. Auch Unternehmen mit sehr individuellen Softwarearchitekturen oder speziellen Testanforderungen können von maßgeschneiderten Lösungen profitieren.
Fazit
Eigenentwickelte Tools zur Testautomatisierung bieten Unternehmen mit besonderen Anforderungen maßgeschneiderte Lösungen – sind jedoch mit hohen Kosten und langfristigem Wartungsaufwand verbunden. Auch wenn die Unabhängigkeit von Drittanbietern und die volle Kontrolle über die Funktionen große Vorteile darstellen, müssen Unternehmen sorgfältig abwägen, ob der Nutzen die Entwicklungskosten rechtfertigt.
In vielen Fällen lassen sich bestehende Open-Source-Tools oder kommerzielle Lösungen so anpassen, dass sie ähnliche Vorteile zu erzielen – und das ohne den hohen Entwicklungsaufwand, den eine eigene Lösung bedeuten würde. Letztlich hängt die Entscheidung von den individuellen Anforderungen, den Ressourcen und den langfristigen Zielen des jeweiligen Unternehmens ab.
Wie kann Euch Vision11 unterstützen?
Die Auswahl des passenden Testautomatisierungs-Tools ist eine strategische Entscheidung. Wesentliche Kriterien sind dabei Eure individuellen Anforderungen, Euer Budget und Eure vorhandene Infrastruktur.
Um eine nahtlose und effiziente Testautomatisierung zu gewährleisten sind aber auch die Integration und die Skalierung des ausgewählten Tools sowie die Implementierung und Wartung der Testfälle zu berücksichtigen. Mit unserer Erfahrung in den Bereichen Quality Assurance und Testautomatisierung unterstützen wir Euch dabei, hier die optimale Lösung zu finden.
Anforderungsanalyse
Basierend auf Euren Anforderungen bewerten wir, ob sich Open-Source-Tools, kommerzielle-Lösungen oder Eigenentwicklungen besser dafür eignen, Eure Ziele zu erreichen.
Individuelle Tool-Bewertung und Empfehlung
Wir liefern Euch maßgeschneiderte Empfehlungen, die exakt auf Eure Bedürfnisse abgestimmt sind. Dazu berücksichtigen wir zentrale Kriterien wie etwa Programmiersprachen-Unterstützung, Browser-Unterstützung, Integrationsfähigkeit, Skalierbarkeit, Performance und Wartungsaufwand.
Integration und Skalierung
Wir helfen Euch, die ausgewählten Tools nahtlos in Eure bestehende Infrastruktur zu integrieren. Dabei stellen wir auch sicher, dass sie mit dem Wachstum Eures Unternehmens und der ansteigenden Komplexität Eurer Projekte mithalten können.
Implementierung und Wartung
Wir unterstützen Euch bei der Entwicklung und Wartung automatisierter UI-Integrations-, System-, End-to-End- und Regressions-Tests.
Optimierung der Testautomatisierungsstrategie
Wir analysieren Eure existierenden Prozesse. Darauf aufbauend entwickeln wir maßgeschneiderte Testautomatisierungsstrategien, um die Effizienz und die Effektivität Eurer Testautomatisierung zu verbessern.
Mehr Insights zu allen Arten von Testautomatisierung-Tools
Das war der letzte Teil unserer Beitragsreihe rund um die verschiedenen Tools zur Testautomatisierung. Neben den Vor- und Nachteilen von Eigenentwicklungen findet Ihr hier auch wertvolle Insights zu Open-Source-Tools, zu kommerziellen Lösungen und einen vergleichenden Überblick sämtlicher Toolarten.
Nedim Dizdarevic
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