New Work: Chancen und Herausforderungen in der neuen Arbeitswelt

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Immer komplexere Anforderungen, immer schnellere Innovationszyklen, sich dynamisch wandelnde Herausforderungen im Zusammenwirken von Menschen und Technologien: Viele Prinzipien aus der alten, industriellen Arbeitswelt führen in unserer digitalisierten Netzwerk-Ökonomie nicht mehr zum Erfolg. „New Work“ steht hier für ein umfassendes Konzept, um unter diesen neuen Bedingungen erfolgreich agieren können.

 

Als Digitalunternehmen im Beratungs- und Dienstleistungsbereich sehen wir uns dabei in einer Vorreiterrolle. Deshalb wollen wir uns hier in loser Folge mit einigen besonders wichtigen Aspekten von New Work beschäftigen. Unsere Fragen zum Auftakt: Was genau steckt eigentlich hinter dem Begriff „New Work“? Welche Chancen bietet uns das neue Arbeiten? Welche Herausforderungen ergeben sich in der praktischen Umsetzung? Und was hat das alles mit den Farben Blau und Rot zu tun?

Taylor vs VUKA – Blau vs Rot

 

Um die Unterschiede zwischen alter und neuer Arbeitswelt anschaulich zu beschreiben, hat der Managementberater Dr. Gerhard Wohland ein Modell entwickelt, dass auf der Dualität von „blauen“ und „roten“ Merkmalen beruht.

 

Blau steht hier für die alte „Taylor“-Welt und beschreibt das traditionelle, hierarchische und stark standardisierte Verständnis von Arbeit. Ihren Ursprung hat sie in den prozessoptimierenden Prinzipien des Scientific Managements nach Frederick W. Taylor.

 

Wesentliche Merkmale dieser blauen Welt sind u. a. hohe Spezialisierung, klare Arbeitsteilung, bürokratische Strukturen und enge Kontrolle. Typisch für die blaue Welt sind daher hierarchische Befehlsketten: Entscheidungen werden häufig von der obersten Führungsebene getroffen und von oben nach unten delegiert bzw. kommuniziert. Effizienz und Produktivität stehen dabei im Vordergrund. Klare Regeln und ständige Prozessverbesserungen steuern die Arbeitsabläufe.

 

Rot dagegen charakterisiert die Prinzipien von New Work in der neuen „VUKA“-Welt. Diese ist geprägt von vier maßgeblichen Treibern: Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (= Mehrdeutigkeit).

 

In dieser Welt ändern sich die Rahmenbedingungen schnell und sind oft schwer vorhersehbar. Unternehmen und Organisationen sind hier laufend mit komplexen und unvorhersehbaren Herausforderungen konfrontiert. Wichtige Erfolgsfaktoren sind daher Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft. Und um schneller auf Veränderungen reagieren zu können, werden hierarchische Strukturen oft durch netzwerkartige Organisationsformen und agile Methoden ergänzt.

Arbeitswelt im Wandel

Die „Taylor-Wanne“ zeigt, wie in der historischen Entwicklung unserer Arbeitswelten jeweils „rote“ oder „blaue“ Merkmale überwiegen.

Quelle: Vision11 nach Dr. Gerhard Wohland

Die neue, rote VUKA-Welt ist in modernen Industrieländern mit zunehmender Wissensarbeit und internationalen Dienstleistungen nicht mehr wegzudenken. Dennoch hat ein gewisser Blauanteil in einigen Sektoren und Abteilungen nach wie vor Bestand.

 

Nicht nur durch Globalisierung und Internet haben Dynamik und Komplexität in fast allen Branchen, Unternehmen und Behörden zugenommen. Die Digitalisierung soll uns zwar helfen, diese „dynaxen“ (dynamischen und komplexen) Herausforderungen besser zu bewältigen. Doch dafür müssen wir für jedes Anwendungsfeld neue Technologien definieren und erproben bzw. nutzbringend implementieren. Und das ist – anders als die Herausforderungen in der blauen Welt – durchaus mehr als „nur“ komplex und planbar.

 

Wir sollten daher nicht der Illusion verfallen, dass wir z. B. durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und einem hohen Automatisierungsgrad mittelfristig wieder in einer blauen Welt landen. Denn gerade im Dienstleistungsbereich und in der Beziehung zu Kunden und Mitarbeitenden wird der Faktor Mensch weiterhin eine wichtige Rolle spielen.

 

Werden wir es also weiterhin mit überwiegend roten Merkmalen in der Arbeitswelt zu tun haben, brauchen wir agilere New-Work-Arbeitsweisen. Dabei bedeutet New Work mehr als nur flexible Arbeitsplätze und -zeiten. Es geht vielmehr darum, die Arbeitswelt menschenzentrierter, produktiver und zukunftsfähiger zu gestalten.

 

Der Begriff „New Work“ wurde übrigens schon Ende der 70er(!) Jahre von dem österreichisch-amerikanischen Sozialphilosophen Prof. Dr. Frithjof Bergmann eingeführt. Und schon damals wurde er nicht als starres Konzept verstanden, sondern als flexibles Framework, das je nach Unternehmen und Branche unterschiedlich umgesetzt werden kann.

Die wichtigsten Merkmale und Chancen von New Work

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Selbst- und Mitbestimmung

 

Die Mitarbeitenden erhalten mehr Autonomie und Eigenverantwortung, um ihre Arbeit selbst zu organisieren und gleichzeitig ihre Verantwortungsbereiche mitzugestalten (Partizipation bzw. Co-Creation). Dies erfordert einen eher unterstützenden als kommandierenden Führungsstil.

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Flexibilität und Work-Life-Blending

 

Um berufliche und private Anforderungen besser in Einklang bringen zu können, bieten Arbeitgeber flexible Arbeitszeiten, Arbeitsorte und Arbeitsmodelle wie etwa Teilzeit oder Sabbaticals.

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Sinnstiftende Arbeit

 

Sinn und „Purpose“ werden zunehmend zu elementaren Voraussetzungen für mehr Motivation und Zufriedenheit. Daher sollten wesentliche Eckpfeiler der Unternehmensausrichtung – z. B. Vision, Mission, Strategie und Unternehmenswerte – möglichst mit den persönlichen Werten und Zielen der Mitarbeitenden übereinstimmen.

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Vernetzte Zusammenarbeit im Team

 

Offene Kommunikation und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit werden gefördert, um das kollektive Wissen und die Kreativität aller Mitarbeitenden zu nutzen.

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Weiterentwicklung und Innovation

 

Eine Lernkultur ermöglicht die kontinuierliche Weiterentwicklung und die Entfaltung individueller Potenziale. Im Fokus steht zudem eine markt- und kundenorientierte, offene Innovationskultur.

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Flache Hierarchien

 

Starre Hierarchien und Bürokratie werden wo immer möglich abgebaut. Das sorgt für kürzere Entscheidungswege, mehr Schnelligkeit und größere Flexibilität.

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Fokus auf kürzere Zyklen

 

Da sich der globale Markt immer schneller dreht, sind kurzfristige Updates und Anpassungen nötig. Instrumente dafür sind etwa SCRUM-Zyklen von 2 bis 4 Wochen oder Objectives & Key Results (OKRs) im Quartalsrhythmus.

Ein weiteres mögliches Merkmal für New Work ist die sogenannte „Coopetition“. Sprich: das gleichzeitige Agieren als Kooperationspartner (Cooperation) und Wettbewerber (Competition). So verbündeten sich etwa die Erzrivalen BMW und Mercedes, um u.a. das gemeinsame Car-Sharing-Angebot „Share-Now“ einzuführen. Noch vor wenigen Jahren wäre das absolut undenkbar gewesen. Allerdings lässt sich ein über Jahrzehnte bei dem einen Mitarbeitenden stärker, bei dem anderen weniger stark ausgeprägtes „Feindbild“ nicht per Vorstandsbeschluss aus der Welt schaffen.

 

Grundsätzlich sei jedoch noch einmal wiederholt: New Work lässt sich nicht auf eine einfache Formel oder wenige Definitionspunkte reduzieren. Vielmehr handelt es sich – wie bei Agilität – um ein umfassendes, flexibles und individualisierbares Konzept.

Industrielle Arbeitsweise und New Work im Vergleich

Arbeitswelt im Wandel: Vom durchregulierten, hierarchischen „Apparat“ zum agilen Netzwerk.

Quelle: Vision11

Herausforderungen bei der Umsetzung von New Work

Hört sich alles richtig toll an? Der Haken daran: New Work ist keineswegs einfach per Knopfdruck umzusetzen! Bei der praktischen Verwirklichung sind insbesondere folgende Herausforderungen immer wieder anzutreffen. Sie reichen von einfach und eher schnell lösbar bis hin zu schwierig und eher nur langfristig zu verändern.

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Technologische Investitionen

 

Um New Work effektiv zu realisieren und umzusetzen, sind moderne Technologien notwendig. Tools wie Microsoft Teams oder die Online-Kollaborationsplattform Miro etwa unterstützen die flexible, ortsunabhängige Kommunikation und die Zusammenarbeit. Die Einführung und die Integration dieser Technologien sind jedoch nicht nur mit technischen Herausforderungen und Kosten verbunden.

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Datenschutz und Sicherheit

 

Die Flexibilität von New Work kann die Sicherheit von Daten und Informationen gefährden – insbesondere, wenn Beschäftigte von verschiedenen Orten aus arbeiten. Um Datenlecks und Cyber-Angriffe zu verhindern, ist es wichtig, entsprechende Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Hilfreich sind hier z. B. Zertifizierungen gemäß der entsprechenden ISO-Standards oder des TISAX-Standards (Trusted Information Security Assessment Exchange).

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Kommunikation und Zusammenarbeit

 

Wenn Mitarbeitende an verschiedenen Orten oder zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten, kann dies die Kommunikation und die Zusammenarbeit erschweren. Daher ist es wichtig, geeignete Kommunikationskanäle und -prozesse zu etablieren, um den Informationsaustausch zu erleichtern. Dabei ist die effizienteste Lösung (z.B. Home-Office) nicht immer die effektivste. Aktuell etwa ist in vielen Firmen ein gewisses „Comeback“ von Live-Meetings vor Ort zu beobachten.

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Vereinbarkeit von Privatleben und Arbeit

 

New Work verspricht eine bessere Work-Life-Balance. Die neue Welt der mobilen Arbeit kann jedoch auch zu einer stärkeren Vermischung von Arbeit und Privatleben führen (Work-Life-Blending). Um Burnout oder Ähnliches zu vermeiden, ist es hier manchmal wichtig, klare Grenzen zu setzen.

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Leadership

 

Je nach Führungsstil müssen einige Führungskräfte ihre Rolle und ihre Arbeitsweise an die Prinzipien von New Work anpassen. Dezentrale Führung und eine empathische Mitarbeiterorientierung können dabei für manche immer noch eine Herausforderung darstellen.

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Unternehmenskultur und -identität

 

Bei der Umsetzung von New Work ist es wichtig, sicherzustellen, dass die Grundwerte und Ziele des Unternehmens auch unter den neuen Arbeitsbedingungen erhalten bleiben – und dass niemand im Rahmen dieser Neuausrichtung benachteiligt wird.

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Widerstand gegen Veränderung

 

Die Einführung von New Work erfordert oft ein starkes Umdenken bei allen Mitarbeitenden. Stichwort „Growth Mindset“ statt „Fixed Mindset“. Diese unterschiedlichen Mindsets werden wir uns in der nächsten Folge dieser losen Reihe genauer ansehen. Grundsätzlich gilt jedoch: Ohne Widerstände handelt es sich nicht um eine wirklich tiefgreifende Veränderung.

New Work: Transformation mit Empathie gestalten

Zusammenfassend lässt sich sagen: Nicht alle Mitarbeitenden und Führungskräfte sind dazu bereit oder in der Lage, sich auf die große Transformation in Richtung einer neuen „roten“ Arbeitswelt einzulassen. Doch das ist völlig normal und naturgemäß anstrengend. Umso ernster müssen wir Widerstände, individuelle Bedenken und mögliche Missverständnisse nehmen, sie aufnehmen und bearbeiten. Dabei geht es nicht darum, sie unbedingt zu lösen. Aber wir erhöhen auf diese Weise die Wahrscheinlichkeit einer mittel- bis langfristig erfolgreichen Umsetzung im Arbeitsalltag

Wie geht es nun weiter?

Im nächsten Beitrag zum Thema beschäftigen wir uns mit der konkreten Umsetzung von New Work – und dabei auch mit dem „Growth Mindset“, der „Agilen Zwiebel“ und dem Pendel zwischen der blauen und der roten Arbeitswelt.

Wie ist Ihre Meinung zur neuen Arbeitswelt mit ihren Herausforderungen und Chancen? Welche Erfahrungen haben Sie selbst mit New Work gemacht?

 

Tauschen wir uns darüber aus!

Arndt Schmidtmayer

Arndt Schmidtmayer

 

M +49 151 55302386

Immer komplexere Anforderungen, immer schnellere Innovationszyklen, sich dynamisch wandelnde Herausforderungen im Zusammenwirken von Menschen und Technologien: Viele Prinzipien aus der alten, industriellen Arbeitswelt führen in unserer digitalisierten Netzwerk-Ökonomie nicht mehr zum Erfolg. „New Work“ steht hier für ein umfassendes Konzept, um unter diesen neuen Bedingungen erfolgreich agieren können.

Als Digitalunternehmen im Beratungs- und Dienstleistungsbereich sehen wir uns dabei in einer Vorreiterrolle. Deshalb wollen wir uns hier in loser Folge mit einigen besonders wichtigen Aspekten von New Work beschäftigen. Unsere Fragen zum Auftakt: Was genau steckt eigentlich hinter dem Begriff „New Work“? Welche Chancen bietet uns das neue Arbeiten? Welche Herausforderungen ergeben sich in der praktischen Umsetzung? Und was hat das alles mit den Farben Blau und Rot zu tun?