Zukunft der Automobilindustrie: Chancen und Herausforderungen durch die Digitalisierung

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In der ersten Maiwoche trafen sich führende Vertreter:innen der Automobilindustrie sowie digitale Innovatoren auf der Auto Summit Konferenz in Hamburg, um die Zukunft der Branche zu diskutieren. Im Mittelpunkt der Diskussion standen die Themen Digitalisierung und Innovation, da diese Faktoren einen großen Einfluss auf die Zukunftsfähigkeit der Branche haben.

 

Die Konferenz bot eine einzigartige Gelegenheit für Automobilhersteller, -zulieferer und -händler, um sich über innovative digitale Lösungen auszutauschen, welche den Kunden in den Fokus stellen und neben dem Produkt Fahrzeug weitere Aspekte berücksichtigen. Dabei wurden unter anderem Themen wie lückenlose Connectivity und ein exzellentes Fahrerlebnis behandelt.

 

Die Kunden von heute haben hohe Erwartungen und wünschen sich ein durchgängig positives Erlebnis im Umgang mit Elektromobilität. Die diskutierten digitalen Lösungen sollten diesen Ansprüchen gerecht werden und den Kunden ein nahtloses und personalisiertes Fahrerlebnis bieten. Hierbei spielen insbesondere die Vernetzung und die Intelligenz von Fahrzeugen eine zentrale Rolle.

 

Weiterhin wurden Aspekte wie höchste Sicherheit und Nachhaltigkeit diskutiert. Die Automobilindustrie muss sich diesen Herausforderungen stellen und zukunftsweisende Lösungen entwickeln, um den Kundenbedürfnissen und gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden.

 

Nachfolgend fasse ich meine wichtigsten Erkenntnisse aus der Auto Summit Konferenz zusammen.

Gute Daten sind Voraussetzung für Mobilität und Customer Experience

 

In der Automobilbranche spielen Daten eine immer wichtigere Rolle für eine optimierte Mobilität und eine positive Kundenerfahrung. Denn nur mit ausreichend und qualitativ hochwertigen Daten können Unternehmen gezielte Entscheidungen treffen und ihre Dienstleistungen und Produkte an die Bedürfnisse der Kunden anpassen.

 

Doch trotz vorhandener Daten gibt es noch immer Herausforderungen in Bezug auf die Durchgängigkeit und Schnelligkeit der Datenverarbeitung. Zwar werden Daten gesammelt und analysiert, aber oft hapert es noch an der nahtlosen Integration der verschiedenen Systeme und Datenquellen. Es ist wichtig, dass Unternehmen die verschiedenen Datenströme miteinander verknüpfen und so ein umfassendes Bild über die Kundenbedürfnisse und die Performance ihrer Produkte erhalten.

 

Eine optimierte Datenverarbeitung ist insbesondere für die Elektromobilität von großer Bedeutung. Denn hier müssen zahlreiche Faktoren wie Ladeinfrastruktur, Reichweite und Batterieleistung berücksichtigt werden, um eine möglichst reibungslose Nutzung zu ermöglichen.

Schwarmintelligenz ist wichtiger als Vehicle-to-Vehicle Communication

 

Um noch genauere Daten und aktuellere Informationen zu erhalten, setzen immer mehr Fahrzeughersteller auf Schwarm-Communication und Intelligenz. Im Vergleich dazu ist die Vehicle-to-Vehicle Communication (V2V) weniger wichtig. Bei dieser Technologie kommunizieren einzelne Fahrzeuge direkt miteinander, um beispielsweise vor Gefahren zu warnen oder eine gemeinsame Strecke zu planen. Allerdings ist V2V aufgrund der begrenzten Reichweite und der Notwendigkeit einer direkten Sichtverbindung zwischen den Fahrzeugen weniger zuverlässig als Schwarmintelligenz.

 

Die Schwarm-Communication bietet eine Art kollektives Bewusstsein der vernetzten Fahrzeuge, das sich ständig aktualisiert und verbessert. Durch die Vernetzung von Fahrzeugen können Informationen in Echtzeit geteilt werden, was zu einer höheren Genauigkeit und Aktualität der Daten führt. Darüber hinaus ermöglicht die Intelligenz der Fahrzeuge eine bessere Vorhersage von Ereignissen auf der Strecke, wie zum Beispiel Unfälle oder Staus, und somit eine schnellere Reaktion auf Veränderungen. Diese Fähigkeit zur Prognose und Reaktion kann sogar dazu beitragen, Unfälle zu vermeiden oder zu minimieren. Hierbei kommt es darauf an, dass Daten schnell und durchgängig verarbeitet werden können. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Datenqualität und -integrität, die Voraussetzung für eine erfolgreiche Schwarm-Communication ist.

Die Fahrzeuge benötigen eine eigene Identität

 

Die Idee, Autos eine digitale Identität zu geben, ist nicht neu und wird bereits seit einiger Zeit diskutiert. Eine digitale Identität für Fahrzeuge wird dabei immer wichtiger, um Herausforderungen bei der automatischen Zahlungsabwicklung, beispielsweise beim Laden von E-Fahrzeugen oder bei der Nutzung von privaten Straßen, zu bewältigen. Sie ermöglicht es dem Fahrzeug, autonom zu agieren und beispielsweise Parkgebühren selbstständig zu bezahlen, ohne dass der Fahrer persönlich zum Parkscheinautomaten laufen muss und dabei oft noch die Münzen dabeihaben muss.

 

Um dazu ein Beispiel zu nennen: Fünf bedeutende Automobilhersteller (BMW, GM, Ford, Honda und Renault) haben sich zusammengeschlossen, um ein innovatives Blockchain-basiertes Identifikations- und Zahlungssystem für Fahrzeuge zu entwickeln. Der Test des Systems beginnt bereits in diesem Jahr und soll die Einführung digitaler Identitäten für Fahrzeuge vorantreiben. Dank dieser neuen Technologie können Fahrzeughalter automatisch Parkgebühren und Mautgebühren bezahlen, ohne Bargeld oder Karten verwenden zu müssen. Das System ist ein vielversprechender Schritt in Richtung eines zukunftsfähigen, intelligenten und vernetzten Verkehrssystems, das die Effizienz erhöht und die Verkehrssicherheit verbessert.

 

Allerdings gibt es in Deutschland noch einige Hürden zu überwinden, bevor eine solche digitale Identität für Autos umgesetzt werden kann. Derzeit gibt es beispielsweise noch keine flächendeckende Infrastruktur für die digitale Identität von Personen, wie beispielsweise digitale Ausweise oder Führerscheine. Hier muss die Politik entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, um die notwendigen Voraussetzungen für die Einführung einer digitalen Identität von Fahrzeugen zu schaffen. Insgesamt ist die Einführung einer digitalen Identität für Fahrzeuge ein wichtiger Schritt in Richtung autonomes Fahren und eine effiziente Nutzung des Straßenverkehrs.

Nicht nur Fahrzeuge digitalisieren, sondern das gesamte Ecosystem

 

Die Automobilindustrie muss sich an den Wandel des globalen „Automotive Ecosystem“ anpassen und ihre Systeme öffnen und neu positionieren. Eine bloße Digitalisierung des Fahrzeugs reicht nicht aus. Stattdessen müssen alle Aspekte des Ökosystems neu und zum Teil radikal durchdacht und entwickelt werden.

 

Die Erwartungen des Kunden von morgen an die Automobilindustrie erfordern eine Neuausrichtung der Industrie auf das Konzept des „Automotive Ecosystems“, bei dem nicht nur das Fahrzeug, sondern auch alle damit verbundenen Systeme und Dienstleistungen miteinander vernetzt und integriert werden. Die Industrie muss bereit sein, sich von traditionellen Denkmustern zu lösen und innovative Technologien einzusetzen, um die Kundenerwartungen zu erfüllen und sich für die Zukunft zu rüsten.

 

Die Erwartungen des Kunden von morgen an die Automobilindustrie umfassen eine nahtlose Integration von Systemen, eine multilaterale Konnektivität und Kompatibilität sowie eine verbesserte durchgängige Customer Experience. Diese Veränderungen und neue Herausforderungen müssen gemeistert werden, nicht nur um die Konkurrenz aus den USA und Asien aufzuholen, sondern auch um mittel- und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Es geht nicht nur um die Integration von neuen Technologien, sondern auch um die Erschließung neuer Geschäftsfelder und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.

Raus dem Industrie-Silo und hin zu den Standards

 

Die Automobilindustrie ist in ihrem eigenen Silo gefangen und muss sich öffnen, indem sie sich Standards anschließt. Viele Dienstleistungen sind fragmentiert, was dazu führt, dass man in jeder Stadt eine neue App benötigt. Es ist wichtig, dass Standards geschaffen werden, um eine nahtlose Integration zu ermöglichen.

 

In Bezug auf die Digitalisierung der Automobilindustrie nimmt die USA weltweit eine führende Position im Bereich des Cloud-Computing, des Office-Bereichs sowie des Public-Sektors ein. Hingegen führt Deutschland in der Industriebranche. Um jedoch wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Standards frühzeitig festgelegt werden. Die Einführung von digitalen Zwillingen kann hierbei eine wichtige Rolle spielen, indem sie die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen verschiedenen Akteuren in der Branche verbessern und vereinfachen.

 

Apple hat gezeigt, dass es nicht notwendig ist, das Rad neu zu erfinden, indem sie erfolgreich in den Banken- und Zahlungssektor eingestiegen sind. Die Automobilindustrie sollte sich davon inspirieren lassen und nicht versuchen, alles neu zu erfinden, was es bereits in der Industrie gibt, wie Zahlungssysteme, Entertainment-Dienste oder Kommunikation per Satellit. Stattdessen müssen sie sich an etablierten globalen Standards orientieren und diese noch stärker nutzen und in ihre Produkte und Dienste integrieren. Gleichzeitig sollten sie eigene Innovationen an diese Standards anpassen und allen Akteuren der Branche zugänglich machen.

Weitere wichtige Erkenntnisse

 

Um sicherzustellen, dass digitale Dienste und Funktionen in Autos immer auf dem neuesten Stand sind, sollten Kunden künftig stärker in den Entwicklungsprozess eingebunden werden. Ausgewählte und interessierte Kunden können dazu bereits fertiggestellte Beta-Versionen von digitalen Lösungen im Alltag testen und wertvolles Feedback geben. Das Ziel ist dabei nicht, Nutzer:innen ein perfektes Kundenerlebnis zu garantieren, bevor die Lösung auf den Markt gebracht wird. Vielmehr ermöglicht diese Vorgehensweise eine schnelle Reaktion auf Kundenbedürfnisse und eine kontinuierliche Verbesserung der Funktionen. Auf diese Weise können Automobilhersteller langfristig wettbewerbsfähig bleiben und den steigenden Anforderungen an digitale Dienste gerecht werden.

 

Die künstliche Intelligenz (KI) wird bei der Entwicklung künftiger Fahrzeugmodelle eine entscheidende Rolle spielen. Neben der permanenten Lernfähigkeit des Autos, welche personalisierte Hörbuch- und Musikempfehlungen ermöglicht, müssen Automobilhersteller bei der Nutzung von KI auch strategisch vorgehen und sinnvolle Anwendungsfälle definieren, die einen Mehrwert für den Kunden bieten. Hierbei ist es wichtig, nicht nur die technischen Möglichkeiten von KI zu berücksichtigen, sondern auch die Bedürfnisse der Kunden und deren Wünsche nach einem intuitiven und sicheren Fahrerlebnis zu beachten.

 

Im Jahr 2030 wird das Connected Car einen bedeutenden Platz im Straßenverkehr einnehmen. Autos werden durch die zunehmende Vernetzung und Automatisierung immer intelligenter und eigenständiger. Die Fahrzeuge werden in der Lage sein, miteinander und mit der Infrastruktur zu kommunizieren und dadurch den Verkehr effizienter zu gestalten. Eine Großstadt wie Hamburg oder München wird von dieser Entwicklung profitieren, da die Auslastung und Nutzung der Autos durch die höhere Mobilität und Connectivität steigen wird. Die Stadtbilder der Zukunft werden sich durch diese technologischen Fortschritte verändern, da die Autos mehr Raum in Anspruch nehmen und sich flexibler durch den Verkehr bewegen können. Das Connected Car wird somit einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung der urbanen Mobilität der Zukunft leisten.

Die Automobilbranche im Wandel: Softwareupdates und Connectivity als Schlüsselfaktor für Fahrzeugdifferenzierung

 

Die Zukunft der Fahrzeugdifferenzierung liegt nicht mehr in physischen Merkmalen wie Stoßstange, Facelift, Spaltmaßen, Motorisierung oder Spritverbrauch. Vielmehr werden Digitalisierung und Connectivity zu den entscheidenden Faktoren bei der Unterscheidung von Fahrzeugen. Die Software im Auto wird nicht mehr wie früher einmalig geschrieben und dann bis zum Ende des Autolebenszyklus beibehalten. Stattdessen wird sie sich ständig weiterentwickeln und aktualisieren, um den Anforderungen einer sich schnell verändernden Welt gerecht zu werden. Dies bedeutet, dass Hersteller:innen regelmäßige Softwareupdates und Upgrades anbieten werden, um sicherzustellen, dass ihre Fahrzeuge mit den neuesten Technologien ausgestattet sind und ihren Kunden stets die bestmögliche Fahrerfahrung bieten.

 

Die Automobilbranche und ihre Zulieferer durchlaufen derzeit eine Transformation, die sich einerseits auf die Elektromobilität konzentriert, andererseits aber auch weg vom reinen Hardware- oder Komponenten-Lieferanten hin zum Systemlieferanten und Anbieter von digitalen Services und Produkten geht. Der Grund für diesen Wandel liegt darin, dass die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen steigt und die Automobilhersteller sich auf die Produktion von Batterien, Antrieben und anderen elektrischen Komponenten konzentrieren müssen. Gleichzeitig müssen sie jedoch auch digitale Services und Produkte anbieten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das bedeutet, dass sich die Rolle der Automobilhersteller von reinen Herstellern hin zu Unternehmen wandelt, die sowohl physische als auch digitale Produkte und Dienstleistungen anbieten.

Zukunft der Automobilindustrie: Fazit

 

Die Automobilindustrie befindet sich im Wandel und muss sich auf die digitale Transformation konzentrieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die diesjährige Auto Summit Konferenz hat gezeigt, dass die traditionelle Rolle des Automobilherstellers als Produzent von massenmarkttauglichen Produkten nicht mehr zeitgemäß ist. Stattdessen müssen Automobilhersteller sich auf die Entwicklung von leistungsfähigen Softwareplattformen, digitalen Diensten im Fahrzeug und durchgängiger Connectivity sowie die Erlebnisse Ihrer Kunden konzentrieren. Innovative Mobilitätskonzepte und daraus resultierende Produkte erzeugen eine hohe Nachfrage, so dass dem Gesamtkonzept Mobilität eine zentrale Rolle zukommt.

 

Dieser Wandel in der Automobilindustrie wird durch starke Konkurrenz von neuen, schnell wachsenden Playern und Start-Ups aus dem asiatischen und US-amerikanischen Markt verstärkt. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Automobilhersteller ihre Strategien anpassen und ihr bestehendes Know-how ergänzen. Das exzellente Wissen der Fahrzeugingenieure muss möglichst schnell durch Digital-Expert:innen und softwareorientierte Entwickler:innen ergänzt werden, um weiterhin erfolgreich zu sein. Die Zukunft der Branche hängt einerseits von guten Softwareingenieuren ab, andererseits von ganzheitlich durchdachten und umgesetzten digitalen Mobilitätskonzepten.

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Sergej Plovs

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In der ersten Maiwoche trafen sich führende Vertreter:innen der Automobilindustrie sowie digitale Innovatoren auf der Auto Summit Konferenz in Hamburg, um die Zukunft der Branche zu diskutieren. Im Mittelpunkt der Diskussion standen die Themen Digitalisierung und Innovation, da diese Faktoren einen großen Einfluss auf die Zukunftsfähigkeit der Branche haben.