Let’s get into the flow: Vision11 erstmals gemeinwohl-bilanziert

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Geschafft! Nach monatelanger Vorarbeit wurde unsere erste Gemeinwohl-Bilanz testiert. Der abschließende Audit fand am 09.12.2022 statt. Am 16.12. erhielten wir unser Testat. Und seither darf sich Vision11 „gemeinwohl-bilanziertes Unternehmen“ nennen.

 

„Gemeinwohl-Bilanz“? Sollte man vielleicht kurz erklären: Die Gemeinwohl-Bilanzierung ist eine Methode zur Bewertung der Auswirkungen von unternehmerischen Aktivitäten auf das Gemeinwohl. Sie besteht aus einem vom Unternehmen erstellten Gemeinwohl-Bericht und dessen externer Auswertung, dem Gemeinwohl-Testat. Entwickelt wurde das Ganze von der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ, siehe Infobox). Durch sie erfolgt auch die unabhängige Auditierung.

 

Gut, „gemeinwohl-orientiert“ klingt erst einmal ähnlich schwammig wie etwa „nachhaltig“. Kein Problem, sich das einfach mal auf die Fahnen zu schreiben. Aber lässt sich so etwas auch messen und belegbar machen?

 

Genau dafür entwickelte die GWÖ die „Gemeinwohl-Matrix“ (siehe Grafik). Anders als in herkömmlichen Bilanzen stehen dabei nicht die monetären Aspekte des Wirtschaftens im Fokus. Es geht vielmehr um die Beziehungen des Unternehmens: zu Lieferant:innen, Eigentümer:innen und Finanzpartner:innen, Mitarbeitenden, Kund:innen und Mitunternehmen sowie zum gesellschaftlichen Umfeld.

 

Dementsprechend gliedert sich das Bewertungsmodell in 5 „Berührungsgruppen“, die aus jeweils 4 Gemeinwohl-Aspekten beleuchtet werden. Dahinter verbergen sich rund 60 Berichtsfragen und weit über 100 Verifizierungsindikatoren. Sprich: eine Menge Arbeit – und die Selbstverpflichtung, sich sehr genau auf die Finger sehen zu lassen. Greenwashing ist auf diese Weise jedenfalls nicht drin.

Die Gemeinwohl-Matrix: 5 Berührungsgruppen, 4 Gemeinwohl-Aspekte, rund 60 Berichtsfragen und weit über 100 Verifizierungsindikatoren. Quelle: Gemeinwohl-Ökonomie Deutschland e.V.

Gemeinwohl-Bilanzierung: kein Siegel, sondern ein Prozess

 

Das Besondere an dieser Methode: Anders als bei anderen Zertifizierungen geht es hier nicht um ein bestimmtes Minimum an Kriterien, das man erfüllen muss – und dann: Stempel drauf, zack, fertig.

 

Ganz im Gegenteil: Mit unserer Bilanzierung haben wir uns kein Siegel verdient, auf dem wir uns von nun an ausruhen können. Stattdessen handelt es sich um einen permanenten Prozess, bei dem es immer wieder von Neuem heißt: den aktuellen Ist-Zustand beleuchten, Verbesserungspotenziale identifizieren – und diese dann gezielt umsetzen.

 

Im Fokus unserer Bilanzierungspremiere stand also, erstmalig detailliert darzulegen, was aktuell wirklich Sache ist. Und ganz ehrlich: Neben einigen Aspekten, in denen wir schon richtig gut sind, haben wir auch eine Menge Baustellen entdeckt.

Unsere erste GWÖ-Bilanz: persönliche Insights und Aha-Momente

 

Das Team, das unseren GWÖ-Bericht erstellte, setzte sich aus Kolleg:innen der unterschiedlichsten Unternehmensbereiche und Karrierestufen zusammen. Wie erlebten sie diese „Reise“? Welche besonderen Erkenntnisse zogen sie daraus? Und was bereitete ihnen Kopfzerbrechen? Hier einige persönliche Eindrücke:

„Kundenzentriertheit mit Gemeinwohlorientierung zu verbinden, wird eine große Herausforderung. Durch unseren ersten Gemeinwohl-Bericht haben wir konkrete Ansatzpunkte, die wir angehen können. Ich freue mich darauf und bin gespannt, wie unsere Kund:innen auf die Veränderungen reagieren werden.“

 

– Melanie Birk, Organisationsentwicklung

 

 

 

„Eine Gemeinwohl-Bilanzierung ist immer Teamwork – und das unternehmensübergreifend! Denn ohne die Mithilfe zahlreicher Kolleg:innen aus verschiedensten Bereichen wäre unsere Bilanzierung schlichtweg nicht möglich gewesen. Zumindest hätte sie um ein vielfaches länger gedauert. Deshalb freue ich mich schon sehr auf unsere nächsten Schritte. Denn mit der Unterstützung des ganzen Teams steht unserer weiteren Gemeinwohl-Reise nichts mehr im Weg.“

 

– Verena Pfundmair, Duale Studentin Marketing –

 

 

 

„Wir waren erstaunt darüber, welches soziale und ökologische Potenzial im Umgang mit Geldmitteln und Investitionen steckt. Anstatt sich auf die Änderung des Verhaltens von Einzelnen zu fokussieren, hat die Erstellung des Berichts für die Berührungsgruppe B: „Eigentümer*innen & Finanzpartner*innen“ aufgezeigt, welche Hebelwirkung in der Wahl der Finanzpartner*innen und Investitionen liegt. Das war ein echter Aha-Moment.“

 

– Stefan Aumüller, Gesellschafter-Geschäftsführer –

 

 

 

„Die GWÖ-Matrix hat uns enorm geholfen, wichtige Bereiche zu durchleuchten und Ansatzpunkte zur Optimierung zu finden. Da die Themen ökologische Nachhaltigkeit, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit seit Jahren enorm präsent sind und besonderer Aufmerksamkeit bedürfen, haben wir keine rationale Rechtfertigung gefunden, weshalb wir den Fokus dahingehend nicht verstärken und uns extern auditieren lassen sollten. Genau deshalb sind wir den Schritt gegangen – nach vorn.“

 

– Florian Rukeci, Consultant CRM –

 

 

 

„Nicht ganz ohne war unser Betrachtungszeitraum: das Corona-Jahr 2021. Hier ermittelten wir z. B. einen CO2-Jahresausstoß von rund 565 kg pro Mitarbeitenden. Das ist richtig wenig. Kam aber vor allem dadurch zustande, dass sich unsere Reisetätigkeiten und unsere Anfahrten zum Arbeitsplatz auf ein Minimum reduziert hatten. Spannend wird, ob wir dieses Level in der Post-Covid-Zeit einigermaßen halten können.“

 

– Christian Schwenkmaier, Senior Consultant Communication –

Was nun? Blick zurück nach vorn

 

Die Frage nach mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen beschäftigt eine Gruppe von Kolleg:innen schon seit Jahren. Anfangs ging es dabei vor allem um praktische Maßnahmen, die schnell und effektiv umzusetzen waren. Dazu gehörten z. B. die Umstellung auf Lebensmittellieferanten mit Bio- und Fair-Trade-Produkten oder die Einführung von E-Bikes als Alternative zum Firmenwagen.

 

Die entsprechenden Initiativen kamen aus dem Kreis der Mitarbeitenden – und wurden von der Geschäftsführung fördernd unterstützt. 2020 nahmen wir Nachhaltigkeit dann erstmals in unseren Unternehmenszielen auf. Im Jahr darauf setzten wir uns schließlich das Ziel einer Zertifizierung in den drei Aspekten der Nachhaltigkeit: Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft.

 

Gleichzeitig wollten wir das Thema generell auf eine breitere und vor allem valide Grundlage stellen. Bei der Evaluierung einer passenden Auditierungsinstanz fiel unsere Wahl schließlich auf die GWÖ. Ausschlaggebend waren dabei unter anderem, dass bei anderen Optionen der Fokus sehr stark auf dem produzierenden Gewerbe liegt, aber auch der prozessuale, auf permanente Optimierung abzielende Charakter der Bilanzierung.

 

Nun liegt unser erster GWÖ-Bericht vor. Was das bedeutet? In erster Linie: weiterhin eine Menge Arbeit. Denn nun geht es darum, die von uns identifizierten Potenziale in konkrete Maßnahmen umzusetzen. Unsere nächste Bilanzierung erfolgt 2024. Und bis dahin möchten wir einen großen Schritt vorangekommen sein.

Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ):
Wirtschaft vom Kopf auf die Füße gestellt

 

Warum wirtschaften wir? Geht es allein darum, Gewinne zu erzielen und sie zu maximieren? Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) möchte weg von einer Wirtschaft, in der Geld zum reinen Selbstzweck geworden ist. Ihr Ziel ist es vielmehr, die Ökonomie vom Kopf zurück auf ihre Füße zu stellen: Geld betrachtet sie als Mittel, um ein gutes Leben für alle zu ermöglichen.

 

Wie aber können Unternehmen ihren Beitrag zum Gemeinwohl leisten? Für die GWÖ liegt der Fokus hier auf dem Gelingen ihrer Beziehungen – zu Lieferant:innen, Geldgeber:innen, Mitarbeiter:innen, Kunden:innen un dem gesellschaftlichen Umfeld. Die Kriterien dabei sind Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung.

 

Dieser Ansatz überzeugt immer mehr Unternehmen: 2011 entstanden die ersten Regionalgruppen der Gemeinwohl-Ökonomie. 11 Jahre später zählt sie weltweit rund 11.000 Unterstützer:innen und über 1.000 Unternehmen bzw. Organisationen, die sich bereits bilanzieren ließen.

 

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