GWÖ Zwischenbilanz

GWÖ: Wie nachhaltig ist Vision11? Eine Zwischenbilanz

  |   Vision11

Ende 2022 war es so weit: Wir hielten unsere erste Gemeinwohlbilanzierung in Händen. Unser Fazit damals: „Let’s get into the flow!“ Denn wir betrachteten diesen Schritt nicht als Endpunkt, sondern – ganz im Gegenteil – als Startschuss zu einer Reise, auf der wir uns kontinuierlich verbessern können.

Denn genau das ist der Sinn dieser Bilanzierungen: Sie dienen als Meilensteine in einem iterativen Prozess, in dem es immer wieder darum geht, den Ist-Zustand in Sachen Nachhaltigkeit von unabhängiger Seite beleuchten zu lassen, Verbesserungspotenziale zu identifizieren und diese dann gezielt umzusetzen.

 

Im Rahmen einer speziell dafür entwickelten Matrix bewertete die Gutachterin der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) dafür unsere Beziehungen zu unseren Lieferant:innen, Eigentümer:innen und Finanzpartner:innen, Mitarbeitenden, Kund:innen, Mitunternehmen und unserem gesellschaftlichen Umfeld. Unser erstes Ergebnis: In keinem einzigen der Berichtsaspekte schrillten die Alarmglocken. In einigen Bereichen sind wir sogar schon recht gut. Doch es gibt auch noch viel Luft nach oben.

Mehr zu unserer Bilanzierung und zur Gemeinwohl-Ökonomie erfahrt Ihr hier oder hier, in unserem Gemeinwohlbericht und auf der Website der Gemeinwohl-Ökonomie Bayern.

 

Das Ganze ist nun etwas über ein Jahr her. Höchste Zeit also, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Was haben wir bislang aus alldem gelernt? Was konnten wir seither konkret auf den Weg bringen? Und wie geht es nun weiter?

Aller Anfang ist schwer: sechs erste Learnings

 

20 Einzelaspekte, 60 Berichtsfragen, weit über 100 Verifizierungsindikatoren: Uns war klar, dass man eine GWÖ-Bilanzierung nicht so nebenher durchläuft. Wieviel Zeit und Aufwand sie tatsächlich kostet, hatten wir trotzdem unterschätzt. Doch das war nicht die einzige Erkenntnis, die wir aus den ersten Etappen dieser Reise ziehen konnten …

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Ohne Management Committment geht wenig

 

Die Initiative zu unserer GWÖ-Bilanzierung ging von unserem Team aus. Doch von Anfang an hatten wir die Geschäftsführung auf unserer Seite. Das Thema zertifizierte Nachhaltigkeit wurde in unseren Unternehmenszielen festgeschrieben – und ohne die aktive Förderung durch das Management wäre der zeitliche Freiraum sowohl für die Bilanzierung als auch für die Realisierung der ersten Optimierungsmaßnahmen einfach nicht zur Verfügung gestanden.

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Ohne Team-Support geht noch weniger

 

Die 20 Aspekte der GWÖ-Bilanz betreffen nahezu jeden Bereich im Unternehmen: Finance, HR, IT, Office Management, Marketing, Vertrieb, Business Units. Zur Beantwortung der Berichtsfragen ist daher das Wissen der Kolleg:innen aus den Departments gefragt. Und für sie bedeutet das: Sachverhalte klären, Zahlen ermitteln, Informationen zusammentragen … Also richtig viel zusätzliche Arbeit. Diese tatkräftige Unterstützung war essenziell, um den Bericht erstellen können.

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Zielkonflikte? Muss man aushalten

 

Wir möchten unseren Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Doch als Unternehmen müssen wir dieses Ziel mit anderen Unternehmenszielen austarieren. Dazu gehören etwa unser Unternehmenserfolg, die Wirtschaftlichkeit unseres Handelns oder die Zufriedenheit unserer Kund:innen und unserer Kolleg:innen. Klar, dass sich innerhalb dieses Spannungsbogens auch Zielkonflikte ergeben können.

Hier nur ein kleines Beispiel: Unsere Unternehmenskultur beruht zu einem großen Teil auf dem Prinzip der Eigenverantwortlichkeit. Und genau das verbietet es uns, bestimmte Dinge, die aus rein ökologischer Sicht sinnvoll wären, obligatorisch vorzuschreiben. So steht es uns also nach wie vor frei, im Sinne des Kunden selbst zu entscheiden, ob wir z. B. für eine Dienstreise die Bahn oder das Auto verwenden.

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Rome wasn’t built in a day

 

Manche Optimierungsmöglichkeiten wirken auf den ersten Blick ganz einfach. So haben wir z. B. festgestellt, dass ein großes Potenzial in der Wahl der Finanzpartner und der Investitionen liegt. Der Wechsel zu einer Ethikbank etwa wäre für eine Privatperson kein großes Ding. Für ein Unternehmen dagegen sieht das in der Praxis schon ganz anders aus. Wir mussten lernen, dass manche Maßnahmen Zeit brauchen – auch wenn der Wille längst vorhanden ist.

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Der Rückenwind wird stärker

 

Der Wind hat sich gedreht: Immer mehr Kunden erwarten, dass ihre Dienstleister verantwortungsvoll handeln. Immer mehr Bewerber:innen möchten in Unternehmen arbeiten, die sich für ein besseres Leben einsetzen. Und immer mehr gesetzgeberische Initiativen fördern Maßnahmen, die wir auch im Rahmen der Gemeinwohlbilanzierung ergreifen. Corporate Social Responsibility ist also längst kein Nice-to-have-Thema mehr. Umweltschutz, Menschenwürde und Fairness sind zu wettbewerbsrelevanten Faktoren geworden. Das alles bestärkt uns darin, unseren Weg konsequent weiterzugehen.

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Eine CX-Beratung ist kein Ökobauernhof

 

Mal ehrlich: Consultants und Dienstleister stellen nichts Physisches her – und haben auch die entsprechenden Probleme nicht. Denn außer dem, was in unseren Köpfen steckt, benötigen wir kaum Ressourcen, wir produzieren keine Industrieabgase, haben keine Güter zu transportieren und müssen auch keine giftigen Stoffe entsorgen.

Doch genau das macht es auch schwierig: Wir verfügen nicht über die Handlungsfelder, in denen wir mit Verbesserungsmaßnahmen richtig große Veränderungen bewirken könnten. Auch unser Produkt, CX-Beratung, ist – anders als etwa gesunde Lebensmittel aus fairem und biologischem Anbau – aus Gemeinwohlperspektive neutral.

Insgesamt heißt das: Minuspunkte vermeiden ist für uns eher leicht. Doch Pluspunkte zu erarbeiten ist für uns richtig schwer. Denn die großen Hebel für Optimierungen stehen uns nicht zur Verfügung. Stattdessen müssen wir an vielen kleinen Schrauben drehen.

Kein großer Hebel, aber viele kleine Schrauben: unsere ersten Optimierungsschritte

 

Schon während der Arbeit an unserem ersten Bericht hatten wir einige Maßnahmen auf den Weg gebracht, die im Rahmen des damaligen Berichtszeitraums nicht mehr berücksichtig werden konnten. Auf der Basis unserer ersten Bilanzierung konnten wir dann weitere Verbesserungspotenziale identifizieren, die sich zügig realisieren ließen. Bei deren Auswahl ging es uns vor allem um deren praktische Umsetzbarkeit und eine effektive Hebelwirkung.

 

Kundenzufriedenheit
Zufriedene Kund:innen sind nicht nur das A und O unseres wirtschaftlichen Erfolges: Kundenzufriedenheit ist auch ein wichtiger Indikator für faire und ehrliche Kundenbeziehungen. Um hierzu valide Aussagen treffen zu können und Optimierungspotenziale zu erkennen, haben wir Ende 2023 einen systematischen Zufriedenheitsumfrageprozess auf den Weg gebracht.

 

Ökostrom
Auch vor der Bilanzierung bezogen wir zum Teil bereits Ökostrom, allerdings von einem Anbieter, der hauptsächlich Strom aus fossilen Quellen vertreibt. Im Sommer 2023 wechselten wir an unseren Standorten München und Köln zu einem reinen Ökostromanbieter. Damit decken wir rund 85 % unseres Strombedarfs mit Strom aus erneuerbaren Quellen ab.

 

Ethikprinzipien im Vertrieb
Wir wollen auch unsere Vertriebsaktivitäten gemeinwohlorientiert gestalten. Zu diesem Zweck haben wir Leitplanken entwickelt, in deren Rahmen unser Vertriebsteam eigenverantwortlich handeln kann. Diese Prinzipien ruhen auf zwei Säulen:

 

  • Wir setzen nicht auf schnelle Deals, sondern auf langfristige Kundenbeziehungen, die auf ehrlicher Beratung beruhen. Das kann im Zweifel dazu führen, dass ein Auftrag nicht zustande kommt.
  • Mit Unternehmen, deren Produkte oder Dienstleistungen wir für menschenunwürdig erachten, gehen wir keine Geschäftsbeziehungen ein. Die entsprechenden Branchen sind in unseren Vertriebsrichtlinien festgelegt.

 

Einige schließen wir kategorisch aus, andere müssen im Einzelfall geprüft werden.

 

Ethikstandards für unsere Partnerschaften
Wir möchten ausschließlich mit Unternehmen und Menschen zusammenarbeiten, die unsere Standards in Sachen Corporate Social Responsibility (CSR) mit uns teilen. Daher haben wir diese in unsere Verträge mit unseren Partnerunternehmen und Freelancern aufgenommen.

 

Mobilität
Schon seit einiger Zeit beobachten wir, dass immer mehr von uns bei Dienstreisen oder für den Weg zur Arbeit auf das Auto verzichten. Vision11 unterstützte diese Tendenz bereits durch Maßnahmen wie die Möglichkeit, ein Dienst-E-Bike zu nutzen. Seit Juni 2023 können wir nun auch das Deutschlandticket für ermäßigte 34,30 € beziehen („Jobticket“).

 

Unsere Dienstfahrzeugberechtigten motivieren wir zudem zum Umstieg auf die E-Mobilität. Ende 2021 verfügte unser Fuhrpark über gerade einmal zwei Hybridfahrzeuge. Eineinhalb Jahre später kamen wir bereits auf sieben reine Elektrofahrzeuge und vier Plug-in-Hybride. Parallel dazu sank die Gesamtzahl an Firmenfahrzeugen.

 

Weiterverwertung unserer Hardware
Abgesehen vom Alltagsmüll in unseren Büros fällt bei uns wenig Abfall an. Ausnahme: unsere Hardware. Denn um eine gute Arbeitsausstattung sicherzustellen, müssen wir regelmäßig neue Geräte anschaffen. Doch was geschieht mit den Altgeräten? Hier entschieden wir uns, diese einer sinnvollen Weiterverwertung zuzuführen.

 

Unsere Wahl fiel auf zwei Initiativen: labdoo.org sammelt alte Rechner, Laptops etc., bereitet sie auf und stellt sie Bildungsprojekten in aller Welt zur Verfügung. Die Handy-Aktion Bayern wiederum sorgt dafür, dass alte Handys und Smartphones fachgerecht recycelt werden. Die Erlöse daraus gehen ebenfalls in Bildungsprojekte. Das vorläufige Ergebnis (Ende 2023): elf Laptops für Labdoo und 33 Smartphones, Handys und Tablets für die Handy-Aktion Bayern.

 

Teamgesundheit
Auch in diesem Bereich hatten wir schon vor der Bilanzierung einiges auf den Weg gebracht. Dazu gehörten etwa die monatliche „Körpermobi“, einige höhenverstellbare Schreibtische, Augenuntersuchungen, Impfungsmöglichkeiten und mehr.

 

Seit Januar 2023 können wir nun zusätzlich den eGym-Pass für gerade einmal 24,90 € im Monat nutzen (Arbeitsgeberzuschuss: 39,36 €). Aktuell nutzen rund 45 % von uns diesen Service – und damit den Zugang zu zahlreichen Sport-, Fitness-, Wellness- und Gesundheitsangeboten. Und höhenverstellbare Schreibtische gibt es inzwischen in nahezu jedem Büroraum.

Nach der Bilanz ist vor der Bilanz

 

2024 steht nun unsere zweite GWÖ-Bilanzierung an. Sie wird nicht so aufwendig werden wie die erste, denn die Basis ist ja schon gelegt. Doch wie genau werden sich unsere ersten Maßnahmen auswirken? Welche Verbesserungspotenziale können wir als nächstes angehen? Und wie nehmen unsere Kund:innen und Kolleg:innen das Ganze wahr? Unsere Reise in Sachen Corporate Social Responsibility bleibt spannend.

Haben Sie Interesse an GWÖ?

 

Gerne rufe ich Sie für ein weiterführendes Gespräch zurück.

Schwenkmaier Christian

Christian Schwenkmaier

+4915110819027

Ende 2022 war es so weit: Wir hielten unsere erste Gemeinwohlbilanzierung in Händen. Unser Fazit damals: „Let’s get into the flow!“ Denn wir betrachteten diesen Schritt nicht als Endpunkt, sondern – ganz im Gegenteil – als Startschuss zu einer Reise, auf der wir uns kontinuierlich verbessern können. Was haben wir bislang aus alldem gelernt?